Das deutschsprachige Lied
hat seine frühesten bekannten Quellen im 12. Jahrhundert, in der Zeit der Minnesänger oder Meistersinger. Parallel zu deren Kunstliedern entstanden volkstümliche Lieder und Moritaten. Es sind balladenähnliche Bänkellieder mit einer einfachen Melodie, in denen entsetzliche Ereignisse und schaurige Verbrechen schildert werden und mit moralisierenden Worten enden.
Ab der Zeit der Reformation (spätes 15. Jahrhundert) werden diese Lieder in Liederhandschriften aufgeschrieben, bzw. in Liedsammlungen gedruckt.
Im 17. Jahrhundert schwindet das Interesse am Volkslied als Auswirkung der renaissancebedingten Trennung in gebildete Schicht und Volk sowie des Aufkommens mehrstimmiger Liedformen. Erst ab der 2. Hälfte des 18. Jh., im Zuge des Sturm und Drang und der folgenden Romantik, wuchs insbesondere unter Dichtern, Schriftstellern und Musikern eine sehnsüchtige Suche nach dem „Einfachen, Naturnahen, Ursprünglichen und Unverfälschten“. So ist ab der Mitte des 18. Jh. seitens der gebildeten bürgerlichen Schichten ein Trend hin zu Liedkompositionen zu beobachten, die auch für den Laien praktikabel sind.
Johann Gottfried Herder war einer der ersten großen Dichter, der sich für das deutsche Volkslied einsetzte und erste Volksliedsammlungen herausbrachte. Es entstanden in enger Zusammenarbeit von Dichtern, Musikern und Komponisten neue Lieder, die vom Volk aufgenommen und so zu Volksliedern wurden. Das gesamte Erbe deutscher Volkslieder ist somit eine Mischung aus Liedern bekannter Autoren und Liedern, die als überlieferte Weisen aus einer bestimmten Region angegeben werden.
Im 19. Jh. erreicht das deutsche Volkslied seine Blütezeit. Viele Lieder bekannter und unbekannter Komponisten und Dichter der Romantik, sowie Studenten- und Arbeiterlieder bereicherten das Volkslied-Repertoire. Aus dieser Zeit stammt auch der größte Teil unseres Liedgutes.
|